Die Ich-Bin Aussagen in Aramäisch, der Muttersprache
Jesu
Eine Einführung
Aramäisch ist, wie von HistorikerInnen und TheologInnen gleichermaßen anerkannt wird, die Muttersprache Jesu. Sie ist zwar mit dem Althebräischen verwandt, doch Hebräisch wurde in der großen geografischen Region in der Jesus/Jeshua gelebt hat und umhergezogen ist, seit langem schon nicht mehr gesprochen, als er geboren wurde.
Semitische Sprachen, die Grundlage der Überlieferung der jüdischen, christlichen und islamischen und anderer – heute etwas weniger
bekannten – Traditionen, sind vielschichtig: Sie haben eine Deutungs- und Bedeutungsvielfalt, die den modernen Sprachen und Kulturen des Westens fremd ist; sie verweisen auf Bilder und vermitteln
Gedanken und Empfindungen in Form von Wortspielen, sie beinhalten uralte Wortwurzeln oder Keimsilben, und sie sind oftmals klangmalerisch, unmittelbar zu erfühlen. In den alten Worten, so kann man
sagen, ist die Weisheit der Wüstenväter- und Mütter spürbar.
Wer sich mit den Worten und Klängen auseinandersetzt, entdeckt ähnliche Wirkungen und Bedeutungen wie in den alten Mantren und
Sutren der Dharma-Traditionen des Fernen Ostens: Man staunt, wie eng Weisheitstraditionen und Psychologie zusammenhängen und wie sie die grundlegenden, alle Epochen überdauernden Bedürfnisse des
Menschen nach Verwurzelt-Sein, nach Miteinander, Geborgenheit, Sicherheit, Sinn, Freiheit und Entfaltung spiegeln und zu erfüllen suchen. Es ist ausgerechnet das Alte und „Ursprünglichste“, das sich
als zeitgemäß, lebensnah und freilassend erweist!
Die aramäische Sprache ist eine Sprache des „sowohl … als auch“, das Griechische eher eine Sprache des „entweder … oder“. Das Denken und Empfinden, das die aramäische Sprache vermittelt, ist eher auf die Gleichzeitigkeit als auf das Nacheinander der Ereignisse gerichtet:
eher darauf, wie alles einander bedingt und in
Wechselwirkung tritt als auf ein Prinzip der klaren Grenzen und der unabhängigen Existenz der Dinge. All das bestätigt sich nicht nur immer aufs Neue in Meditationserfahrungen in den
unterschiedlichen Traditionen und Kulturen, es wird auch in den Naturwissenschaften in der Gegenwart mehr und mehr beschrieben und nachgewiesen.
Die Ich-Bin-Aussagen sind der letzten Phase im Leben Jesu zuzuordnen; sie stehen in den Schriften in einem Zusammenhang mit den Heilungen und Wundern, mit Flucht und Verfolgung und auch mit den
letzten Begegnungen, die er mit seinen Jüngern hatte.
Folgt man dem aramäischen Verständnis dieser Worte, so haben sie eines gemeinsam: Sie verweisen uns auf uns selbst, auf unsere Mitte, unser „Selbst“ oder welches Wort auch immer wir dafür haben.
Nehmen wir die aramäischen Worte als Grundlage, so scheint es eher um ein Sich-Einstimmen auf Jesu Kraft und auf seine Verbundenheit zu gehen als um die Anbetung von etwas „Unerreichbarem“. Die
Aussagen in der Aramäischen Muttersprache Jesu handeln davon, wie man Klarheit und Führung im eigenen Inneren findet, statt den Erlöser im Außen zu suchen. Sie lassen uns die Wunder und
Heilungsgeschichten, die Begegnungen und auch den Umgang mit Bedrohung, mit denen sie jeweils in Zusammenhang stehen, anders und tiefer verstehen.
AUSBLICK AUF DAS SEMINAR
Die von Dr. Neil Douglas-Klotz geschaffenen einfachen
Gesänge und Körpergebete beruhen auf seiner jahrzehntelangen Praxis der „Dances of Universal Peace“; sie sind Teil dieser Religionen übergreifenden Sammlung von meist einfachen Tänzen zu
heilsamen/heiligen Worte. Sie sind Bewegungsmeditation, Körpergebet, Gruppenübung in einem, mit typisch nahöstlichen Gesten und ebenso mit Elementen aus uralten Kreistanztraditionen. Sie verbinden
Klang und Bewegung und führen zu einer individuellen, ganzheitlichen Erfahrung im geschützten Raum der Gruppe.
Nach und nach öffnen die authentischen Worte Jeshua`s Türen zu einer inneren Erfahrung und zu einem tieferen Verständnis. Einfache Gegenwärtigkeit ist der Zustand, der angestrebt wird – bewusst
erlebte Verbundenheit mit sich selbst und anderen.
Wir streben in der praktischen Arbeit mit den aramäischen Zyklen (zu denen auch das aramäische Vaterunser und die Seligpreisungen gehören) nach eigener Erfahrung. Es geht um einen lebendigen, den Körper einbeziehenden Prozess, nicht um neue oder alte Theologien, Deutungen, Regeln. Wir können uns auf die Person Jesu konzentrieren, und ebenso können wir die Verbindung mit dem Weisheitsstrom in einem eher überpersönlichen Sinn fokussieren: Die Verbindungen mit allen, die uns in der Karawane vorausgegangen sind und mit allen, die künftig auf unsere Erfahrung bauen werden.
Wir können uns auf den Gehalt der aramäischen Worte einlassen und unser bisheriges Bild revidieren oder erweitern, vielleicht sogar
Irrtümer und daraus resultierende Einschränkungen und Verletzungen beheben. Es kann sehr heilsam sein, Geschichten von ihren fehlerhaften Deutungen zu befreien und sie neu und frisch zu erzählen! Es
kann nährend sein, sich von lebendiger, schöner Musik getragen, der eigenen Inspiration zu überlassen. Es kann die spirituelle Verbindung stärken und das Vertrauen in sich selbst festigen, sich mit
Körper und Geist, in Klang und Bewegung offen und gegenwärtig zu erleben.
Im Seminar wechseln kurze inhaltliche Erklärungen ab mit Musik zum Lauschen und Mitsingen, mit Atem-und Klangübungen, mit
Körpergebet und Gruppenübungen, mit Entspannung und kurzen geführten Meditationen und auf Wunsch mit Zeit für Fragen und Austausch. Es bedarf keiner Vorkenntnisse!
Copyright: Jamila M. Pape
Quellen:
Neil Douglas-Klotz: